Goeppel-Karosseriebau-Anfaenge-Augsburg-Thaele

Im Zentrum der bayrischen Großstadt Augsburg gründete der Wagenbaumeister Markus Göppel im Jahr 1923 die gleichnamige Karosseriebauwerkstatt. Neben Karren und Fahrzeugkarosserien wurden auch eigene Ski produziert und vor Ort gemeinsam mit anderer Sportausrüstung verkauft. Bereits 1925 fertigte man auch neben Karosserien für Nutzfahrzeuge auch Omnibusaufbauten. Das Unternehmen wuchs stetig und so stellte Göppel ab 1935 auch innovative Ganzstahlkarosserien für Fahrgestelle der Firma MAN aus München her. Aber auch Reisebusse zählten damals schon zum Kerngeschäft.

Dank zahlreicher Aufträge konnte Göppel 1938 ein neues Werk in Augsburg errichten. Man bediente ein breites Feld und fertigte Aufbauten für Stadtbusse, Busanhänger, industrielle Nutzfahrzeuge aber auch Personenwagen – der Kundenwunsch hatte dabei oberste Priorität, weshalb man auch Karosserien von Fremdherstellern umbaute.

Der Zweite Weltkrieg bremste den Erfolg dann deutlich ab. Es kam sogar soweit, dass das Werk im Jahr 1944 in Folge eines Luftangriffs zerstört wurde, aber relativ rasch wieder aufgebaut werden konnte. Dadurch konnte man kurz nach Kriegsende schnell wieder an vorherige Erfolge anknüpfen. An Aufträgen mangelte es nicht – schließlich gab es genügend Fahrzeuge die repariert oder neu aufgebaut werden mussten.

In den Fünfziger Jahren entstanden unter anderem Fahrzeuge für Bundespost und Feuerwehr. Speziell mit der Vorstellung des Volkswagen Typ 2 (T1) Transporters im Jahr 1950 entdeckte man bei Göppel ein vielseitig einsetzbares Fahrzeug. So entstanden verzierte Werbewagen wie etwa Display-Busse mit großen Schaufenstern. Natürlich wurden aus Typ 21 (geschlossenen Kastenwägen) Bullis ebenfalls luxuriöse Fensterbusse zur Personenbeförderung hergestellt. Mit dem Ende der 1950er Jahre beendete Göppel den klassischen Karosseriebau und setzte den Fokus ganz auf den Bus-Bau – primär auf MAN-Fahrgestellen.

Goeppel-Augsburg-Karosseriebau-Logo-Plakette
Versuchte Nachstellung des Göppel Logos (nur Form – ohne Schriftzug) – es befand sich in den 50ern auf den Fahrzeugplaketten des Karosseriebauers.

Mit Anbruch der Sechziger Jahre konzentrierte man sich auf die Fertigung von Gelenkbussen für den öffentlichen Stadtverkehr, vor allem weil Busanhänger zur Personenbeförderung verboten wurden. Aus dieser Zeit stammt unter anderem auch der von Göppel gebaute MAN 890 UG Gelenkbus, welcher heute noch existiert. Auf den Fotos im verlinkten Wikipedia-Artikel ist der Göppel-Schriftzug am Heck gut zu erkennen. Aber auch Reisebusse waren nach wie vor stark im Alltagsgeschäft vertreten. Nach dem Tod des Firmengründers Markus Göppel im Jahr 1960 übernahmen seine Frau Anna und der Sohn Anton die Unternehmensführung.

Die Produktion von Nachläuferaufbauten für MAN spielte Anfang der 1970er Jahre eine immer größer werdende Rolle sodass bei Göppel die Fertigung von Reisebussen eingestellt wurde. Sonderaufbauten wie etwa Bücherbusse oder Gefangenentransporter wurden dennoch durchgeführt. Im Jahr 1978 liefen die Geschäfte bestens. Es gab 140 Mitarbeiter im Betrieb – welche umfangreiche Großaufträge für MAN sowie Exporte sogar bis nach Neuseeland abwickelten. Als 1979 dann viele Busse bereits direkt bei MAN gefertigt wurden, und somit die so wichtige Produktion von Nachläufern für Gelenkbusse wegfiel, nahm man die Fertigung von Reisebussen wieder ins Portfolio auf.

Ab 1980 waren Midibusse ein Schwerpunkt bei Göppel, in den Neunzigern dann Niederflurbusse. 2006 übernahm die Augsburger Busbaufirma das Neoplan-Werk in Ehrenhain – bevor das Unternehmen Göppel dann 2014 leider insolvent wurde und mangels Investoren aufgelöst wurde.


Vielen Dank an Herrn Weber, der im „Last&Kraft“ Nutzfahrzeug-Oldtimer-Magazin in der Ausgabe 05/2009 einen ausführlichen Bericht über Göppel verfasst hat und diese – und viele weitere – Informationen zur Geschichte Göppels darin festgehalten, beziehungsweise mir generell sehr bei meiner Recherche geholfen hat.


► Nächstes Kapitel: Offizielle Fotos von Göppel VW T1 Bussen

◄ Vorheriges Kapitel: Die Merkmale eines Göppel VW T1



▲ Zurück zum Anfang (Übersicht) ▲