Ziemlich genau ein Jahr ist es her.. Ende März 2017 war der Besitz eines eigenen VW T1 Busses noch in weiter Ferne – doch geträumt hatten wir davon schon lange!
Und dann entdeckte ich da etwas im eigenen Garten…
Die Vorgeschichte des vergrabenen Schatzes
Das Interesse an Autos liegt bei uns im Blut. Dort wo heute mein Elternhaus mit Garten steht, war einst der Autofriedhof meines Großvaters. Der Platz existierte zirka von 1960 bis 1990 und wurde geräumt bevor ich das Licht der Welt erblickte. Danach wurde das Grundstück an einen Autohändler verpachtet, ehe wir es mehr als 10 Jahre später wieder wie einen Garten aussehen haben lassen. Der Boden wurde komplett aufgegraben – zahlreiche Öl-Flecken, Glasscherben und Schrauben entfernt und mit frischer Erde wieder zugeschüttet.

Im Jahr 1994 übernahmen meine Eltern das Grundstück und begannen mit dem Hausbau. Zur gleichen Zeit entdeckte mein Vater die bescheidenen Reste eines alten Kastenwagens ganz hinten im Garten inmitten eines Gebüsches. Damals war sein Interesse an VW Bussen noch nicht vorhanden, ich war mit 2 Jahren noch zu jung um überhaupt daran zu denken und die Busse hatten außerdem damals noch keinen Wert – bzw. keinen Wert mehr. Da von dem Fahrzeug offensichtlich auch der vordere Teil mit der Fahrerkabine fehlte, war die Stabilität des hinteren Fahrzeugteils zusätzlich beeinträchtigt und so begann es bereits in sich zusammen zu fallen. Deshalb beschloss mein Vater damals – vor mehr als 20 Jahren – die kläglichen Fahrzeug-Reste auseinander zu nehmen und zu entsorgen.

Soweit er sich im Jahr 2017 erinnern konnte, handelte es sich dabei um ein Kastenwagen in miserablem Zustand. Fotos machte er vor der Zerlegung leider nicht. Aus seiner Erinnerung wusste er noch, dass es sich um eines der ersten Fahrzeuge auf dem Platz handelte – es lag also sicher schon 40-50 Jahre dort. Irgendwann wurde es zur Hundehütte umfunktioniert – was auch die fehlende Fahrerkabine erklärt. In dieser Hundehütte hauste ein echter Wolf, der damals als „Wachhund“ am Schrottplatz gehalten wurde. Zum Fahrzeugmarke konnte mein Vater aus der Erinnerung heraus keine Angaben mehr machen, auch auf alten Aufnahmen war das Fahrzeug nichts zu sehen. Mein Interesse wuchs…
Die Freilegung des Rahmens
Auf den ersten Blick weist nun nichts mehr auf die ehemalige Nutzung des Grundstücks hin. Doch im hintersten Eck unter einem Holunderbaum, wo wir seit Jahren unser Brennholz lagern, habe ich immer schon ein Stück Metall aus der Erde ragen gesehen und mich gefragt, worum es sich dabei handeln könnte. Natürlich war ich schon lange in einschlägigen Foren unterwegs und habe viele Bilder von Barndoor-Bussen (Barndoor = allererste Baureihe – 1950 bis März 1955, Name kommt von der großen Heckklappe) gesehen, welche vom Rahmen aufwärts neu aufgebaut wurden… Die Form des Metall-Bogens, welcher aus der Erde ragte, wies eine gewisse Ähnlichkeit auf und ich machte mir bereits erste Gedanken. Doch dass es sich hierbei auch um Reste eines VW Barndoor Busses handeln würde, hielt ich für Wunschdenken und deshalb wollte es nicht wahr haben, bis ich mehr davon ausgegraben hatte.
Die Sandkiste für jeden VW-Bus-Fan
Meine Neugier war also geweckt, die Schaufeln sowie kleine Handwerkzeuge und feine Besen waren gepackt und die „Graberei“ konnte losgehen. Nachdem ich jede Menge Efeu und anderes Bodengewächs entfernt hatte, begann ich vorsichtig zu schaufeln und steckte nach und nach die Abgrenzungen der Ausgrabungsstätte mit kleinen Hölzern ab. Viele Fragen sich nun vielleicht, wieso das Fahrgestell überhaupt so tief in der Erde liegt. Das erklärt sich dadurch, dass zwei Meter weiter gleich ein Acker beginnt, welcher seit Jahrzehnten bewirtschaftet wird. Und in den letzten ungefähr fünf Jahrzehnten wird da einiges an Erde aufgewirbelt worden sein.
Nach und nach entfernte ich vorsichtig das Erdreich und trennte Wurzeln, die sich ihren Weg quer durch den Fahrzeugrahmen geschlagen hatten von den Querträgern. Und der anfängliche Verdacht wurde immer klarer – es handelte sich um die Überreste eines alten Volkswagen Typ2 T1 Transporters. Mein Vater wäre am Liebsten in der Zeit zurückgereist und hätte sich selbst geohrfeigt!
Aus den Erzählungen ist klar, dass es sich um einen Kastenwagen handelte – mithilfe der freigelegten Teile versicherten mir Experten aus der Barndoor-Divison, dass es sich aufgrund der Stossdämpfer und anderer ersichtlicher Teile um ein Baujahr zwischen September 1952 und Mai 1954 handeln müsse. Die Fahrgestell-Nummer war bei solchen Bussen leider an der Karossiere befestigt und wurde höchstwahrscheinlich mit den Überresten 1994 entsorgt. Eine andere Möglichkeit das genaue Alter des Rahmens festzustellen, existiert laut Anfrage bei offizieller Volkswagen-Seite und anderen Experten leider nicht, da der vorhandene Teil dieses Chassis keine Nummer aufweist.
Nach ein paar Tagen in der „Männer-Sandkiste“ war es dann soweit, das Fahrgestell war frei und meiner Meinung nach noch in einem beachtlichen Zustand. Die äußersten Stellen der Querträger trugen meine knapp 80 kg noch ohne Probleme. Andere Teile zerbröselten aber, sobald man sie berührte. Erstaunlich war auch, dass sich einer der beiden Stossdämpfer noch bewegen ließ – siehe Video. Nachdem wir das Fahrgestell zu zweit aus dem Erdreich gehoben hatten, befreite ich es von jeglichem Dreck und machte zahlreiche Fotos – diese sind in diesem Album (Facebook) zu sehen.
Ein begehrter Fund
Bald darauf erhielt ich einige Anfragen aus dem In- und Ausland. Angefangen bei VW-Fans die daraus ein Untergestell für einen Glastisch machen wollten oder es sich im Austausch für eine Kiste Bier in die Werkstatt hängen wollten – bis hin zu ernsthafteren Nachfragen wie etwa von Mark aus England (Kohlruss-Restaurateur) und anderen Barndoor-Enthusiasten, welche die Teile wieder in einen echten Bus mit einfließen hätten lassen wollen. Selbst aus Frankreich kamen Nachrichten und vierstellige Angebote!
Wir selbst überlegten kurz, ob man daraus wieder einen kompletten Bus machen könnte, verwarfen den Plan aber sehr rasch wieder. Einige Personen sind nach wie vor interessiert am Rahmen, konnten die Abholung bis jetzt aber nicht klären. Deshalb haben wir den „Bus“ seit einem Jahr überdacht eingeparkt und warten..
Trennen würden wir uns aber nach wie vor gerne davon.
Update: Mittlerweile wurde das Fahrgestell in gute Hände abgegeben – mehr dazu könnt ihr in diesem Blog nachlesen.